Dürrenmatt am Thürmchenswall

230329. Doppelte Reise – vom Ritzefeld nach Köln, aus der Jetztzeit zurück zum Beginn der 1960er-Jahre, in die Nachkriegszeit: Im Rahmen der Unterrichtsreihe “Verantwortung, Individuum und Gesellschaft im Drama” besuchten am Montag, den 20.03.2023, 51 Schülerinnen und Schüler der Deutschkurse der Einführungsphase eine Aufführung des Stücks “Die Physiker” von Friedrich Dürrenmatt. Das Drama wurde aufgeführt im kleinen Horizont-Theater am Thürmchenswall in der Kölner Altstadt. Glücklicherweise in der Nähe des Hauptbahnhofs gelegen, sozusagen ein Standortvorteil am Tag des ersten Streiks im öffentlichen Nahverkehr, war doch schon die Anfahrt mit dem Regionalzug von Stolberg in die Domstadt von Ausfällen begleitet. Die Exkursion wurde von den Referendaren L. Gerrards und D. Reudenbach organisiert und begleitet.

Das Anfang der 1990er-Jahre eröffnete Theater am Thürmchenswall ist eine schon etwas in die Jahre gekommene, kleine Keller-Spielstätte mit nicht allzu vielen Zuschauerplätzen. Die Veranstaltung war daher so etwas wie eine kleine „Ritzefeld-Aufführung“. Dürrenmatts „Die Physiker“, vom Schweizer Schriftsteller und Dramatiker 1961 geschrieben und 1962 uraufgeführt, dreht sich um die Verantwortung des Wissenschaftlers für seine Erfindungen und hat die seinerzeitige gesellschaftspolitische Aktualität und Relevanz vor dem Hintergrund des Kalten Krieges, des Wettrüstens von Ost und West und einer sich zuspitzenden atomaren Konfrontation nie verloren. Über die Atom-Problematik hinaus, die durch die aktuelle Weltlage nach dem russischen Überfall auf die Ukraine wieder zusätzliche beklemmende Aktualität gewonnen hat, stellen „Die Physiker“ die allgemeine Frage nach den Gefahren wissenschaftlicher Forschungen sowie der ethischen Verantwortung. Das kleine fünfköpfige Ensemble präsentierte eindrucksvolles Theater mit einfachen Mitteln unter vergleichsweise bescheidenen Bedingungen, was Anerkennung verdient, gerade nach existenzbedrohenden harten Corona-Jahren. Authentisches Schauspiel mit Liebe zur Bühne, von den Schülerinnen und Schülern hautnah zu verfolgen.

So fanden im Anschluss an den Theaterbesuch angeregte Gespräche und Reflexionen über die Inszenierung statt. Interessant die Abweichungen der Aufführung von der Originalfassung, wohl bedingt durch das kleine Ensemble. Da wurde zum Beispiel aus dem Inspektor Voß eine Inspektorin. Leider durften während der Aufführungen keine Fotos gemacht werden.

Text und Fotos: D. Reudenbach, L. Gerrards