Das Lehr-Lern-Labor Biologie der RWTH Aachen macht’s möglich: Schüler der 10B auf genetischer Spurensuche mit Fruchtfliegen
250606. Was haben ein Nobelpreis, verschiedenfarbige Augen, ein paar Chromosomen und die Vorliebe für gärende Früchte und Fruchtsäfte gemeinsam? Die Antwort fliegt und krabbelt im Zuchtröhrchen: Drosophila melanogaster, besser bekannt als Fruchtfliege. Während sie zu Hause gerne am Obstbuffet nascht, sorgt sie im BioL³-Labor der RWTH Aachen für große Erkenntnisse im Miniaturformat.
Unsere Schüler der 10B durften im Rahmen eines Workshops erleben, dass Fruchtfliegen nicht nur nerven. Denn Drosophila ist ein echtes Wunderwesen: Mit einem Lebenszyklus von gerade einmal zehn Tagen, einem „überschaubaren“ Genom und spektakulären Verwandlungskünsten wird sie zum perfekten Untersuchungsobjekt.
Vom Ei zur Erkenntnis
Mit Laborkittel und Einmal-Handschuhen ausgestattet, konnten die Nachwuchsforscher im Bio-L3-Labor der RWTH Aachen den kompletten Lebenszyklus der Fliege durch Betrachten unter Binokularen nachvollziehen: vom Ei zur Larve, zur Puppe bis zur erwachsenen Imago. Ganz nebenbei lernten sie, was holometabol bedeutet – nein, kein neuer Diät-Trend – und warum die Fliege mehr mit uns zu tun hat, als man meinen würde.
Dann ging’s „wortwörtlich“ ans Eingemachte: Die Augen der kleinen Fliegen sind durch Einlagerung von braunen Ommochromen und roten Pterinen typischerweise rot gefärbt. Es gibt aber auch andere Augenfarben. Um der Ursache hierfür auf den Grund zu gehen, wurden mit Mörser und Pipette Fliegenaugen von den Köpfen toter Tiere getrennt, anschließend auf Filterpapier zerdrückt (bitte nicht nachmachen!) und mittels Chromatographie auf ihre Pigmente hin untersucht. Wer dachte, Fliegenaugen erhalten ihre Farbe durch ein Pigment, wurde schnell eines Besseren belehrt: die Mischung macht´s. Unter UV-Licht leuchtete das Papier plötzlich in auf, was Hinweise auf die getrennten Pigmente gab. Biopterin? Xanthopterin? Durch Bestimmen der Rf-Werte konnten verschiedene Pigmente bestimmt werden.
Vom Gen zum Merkmal – auf den Spuren von Thomas Hunt Morgan
Abschließend wurden bei der Betrachtung der Synthesewege dieser Pigmente Hypothesen aufgestellt, bei welchen Syntheseschritten aufgrund von Mutationen im Genom Enzymdefekte auftreten und dadurch die Herstellung bestimmter Pigmente nicht mehr möglich ist.
Das Besondere an diesem Projekt? Hier wurde nicht nur mitgeschrieben, sondern mitgeforscht. Auch wenn die Untersuchungsobjekte Bino und Pinzette bedurften, handelte es sich bei diesem Workshop um Wissenschaft zum Anfassen: Experimente durchführen, Daten auswerten, Hypothesen erstellen – was Wissenschaftler halt so machen. Und wer weiß: Vielleicht träumt jetzt der ein oder andere davon, Fliegenforscher zu werden – oder zumindest davon, das nächste Mal nicht gleich nach der Fliegenklatsche zu greifen. Denn am Ende wurde auch der ethische Aspekt rund um die Durchführung von Tierversuchen diskutiert.
Ein kleiner Schritt für die Fliege, ein großer für die Wissenschaft! (Zitat Prof. Essler und Assistenzarzt Dr. Nowak)
„Ein Klassenzimmer voller Fliegen“ kann mehr als nur herumschwirren – es kann inspirieren, begeistern und neugierig machen. Danke an das Team vom BioL³ der RWTH Aachen für dieses erkenntnisreiche Highlight!
Fotos: Dr. O.