Unsere Abiturientia 2021

Herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Abitur!

Am 25.06.2021 wurde unsere Abiturientia 2021 mit dem Zitat „Versuche nicht ein erfolgreicher, sondern ein wertvoller Mensch zu sein” (A. Einstein) im Zinkhütter Hof feierlich verabschiedet. Mit einem ökumenischen Gottesdienst und festlich in musikalische Darbietungen eingebetteten Grußworten und Glückwünschen erfolgte anschließend die Ausgabe der Abiturzeugnisse – bewegende und unvergessliche Momente für unsere Abiturientia, ihre Eltern und unser Kollegium.

Grußworte des Schulleiters

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, liebe Eltern und Erziehungsberechtigte, sehr geehrter Herr Bürgermeister Haas!

Ich begrüße Sie ganz herzlich zur Ausgabe der Abitur- und Fachabiturzeugnisse und freue mich sehr, dass wir in diesem doch so anderen Jahr eine Form gefunden haben, in der wir euch, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, feierlich und in der Sache angemessenen Form euer Zeugnis überreichen können. Zuvor möchte ich euch aber erst einmal gratulieren: Herzlichen Glückwunsch, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, zu dem bestanden Abitur bzw. Fachabitur! Ich freue mich darauf, dass ich euch gleich die wohlverdienten Urkunden überreichen darf. Egal ob ihr zu der Schülerkategorie „Fleißbiene“ oder zu der Kategorie „Energiesparer“ gehört: Ihr habt euer Reifezeugnis verdient. Die eine oder andere Urkunde ist sogar noch mit ergänzenden Dokumenten versehen, die euch bestätigen, dass ihr euch über das Normalmaß hinaus engagiert bzw. Erfolg gehabt habt.

Auf Ehrengäste von außen müssen wir, bis auf eine Ausnahme, leider wieder verzichten. Herzlich Dank Herr Bürgermeister Haas, dass Sie uns ihre kostbare Zeit schenken. Wir können uns vorstellen, dass Sie zurzeit vielbeschäftigt sind.  Ich soll euch auch ganz herzlich von Frau Knoth grüßen und gratulieren. Sie hat euch in guter Erinnerung und wäre gerne gekommen.

Ich begrüße auch alle Lehrerinnen und Lehrer, die es sich nicht haben nehmen lassen – trotz der beschränkten Sitzplatzanzahl – persönlich anwesend zu sein, um sich von euch zu verabschieden. Schön, dass Sie an der Feier teilnehmen.

Beginnen möchte ich diese kurze Rede mit zwei mehr oder weniger bekannten Zitaten. Zitat Nr. 1:

„Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“

Zitat Nr. 2: „Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen“

Dass im zweiten Zitat nur von „Männern von morgen“ die Rede ist, zeigt schon, dass das Zitat etwas älter ist. Es stammt von Aristoteles, der von 384 bis 322 v. Chr gelebt hat. Das erste Zitat hingegen stammt, nicht wie man denken könnte von einem Lehrer aus der heutigen Zeit. Es ist sogar noch 100 Jahre älter und wird Sokrates in den Mund gelegt.

Woran liegt das, dass man seit Tausenden von Jahren sich immer wieder enttäuscht über die Jugend äußert?

Es lassen sich viele plausible Gründe hierfür finden. Zum einen verändern sich gesellschaftliche Normen im Laufe eines Lebens, wenn auch vielleicht nicht so stark, wie das die „Alten“ in dem Moment der Enttäuschung empfinden. Zum anderen muss sich die Jugend zur Findung des eigenen Ichs an seinen Vorbildern reiben und manchmal provozieren. Es gibt sicherlich noch mehr Gründe. Vielleicht stimmt es aber auch, dass, vereinfacht ausgedrückt, das Niveau in der einen oder anderen Generation auch einmal zurückgeht. Die Menschheit hat sich immer in Wellen vor und leider manchmal auch zurück entwickelt.

Ein Grund für die Enttäuschung der Älteren liegt aber sicher auch darin begründet, dass man leicht vergisst, dass man mit dem Lernen nicht aufhört, wenn man die Schule verlässt. Man erwirbt im Laufe seines Lebens täglich mehr Erfahrungen und Wissen und kann mit zunehmendem Alter immer mehr Wissen verknüpfen und daraus Erkenntnisse gewinnen. Ein Vergleich seines Wissens mit dem eines Menschen, der nur einen Bruchteil der eigenen Lebenserfahrung hat, ist daher nicht fair.

Entsprechend wissen wir Älteren auch in bestimmten Bereichen tatsächlich mehr als ihr und haben Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ihr nicht habt. Doch es liegt gerade heutzutage auf der Hand, dass ihr Dinge wisst und könnt, die wir nicht konnten, nicht gelernt haben und evtl. auch nicht mehr lernen werden. Wissen und das, was man können sollte, unterliegt einem stetigen Wandel und ändert sich von Generation zu Generation. Aber auch die Herausforderungen, vor der jede neue Generation steht, und die Erfahrungen, die man in seinem Leben macht, ändern sich. Wenn man da seinen Blick als Älterer auf seine eigene Erfahrungswelt verengt, wird man zwangsläufig enttäuscht.

Das Schöne am Lehrerberuf ist aber (Achtung: Werbeblock), dass wir jedes Jahr aufs Neue junge Menschen kennenlernen, die verhindern, dass wir unseren Blick verengen. Wir machen regelmäßig so viele positive Erfahrungen mit sozialen, kreativen und intelligenten Schülerinnen und Schülern, dass wir letztendlich nur positiv in die Zukunft schauen können. Wenn ich an meine kurze Zeit denke, in der ich euch unterrichten durfte, kann ich sagen, dass ich nur positive Erinnerungen zurückbehalten habe. Ich freue mich daher mit euch, dass ihr es geschafft habt, eurer erstes wichtiges Ziel im Leben – das Abitur, oder das Fachabitur – zu erreichen.

Ihr habt aber nicht nur im Vergleich zu eurer Elterngeneration andere Erfahrungen sammeln können. Eure Erfahrungen unterscheiden sich schon von denen der nur zwei Jahre älteren Vertreterinnen und Vertreter eurer Generation. Ihr habt eine äußert seltene Pandemie erlebt.

Ihr habt aus diesem Grund schon jetzt die Arbeitsmethoden der Universität lernen müssen bzw. können. Ihr seid digital gut vorbereitet und seid in der Lage zu studieren. Es ist zu erwarten, dass ihr, wenn ihr dann hoffentlich an einer echten und nicht nur virtuellen Universität oder Hochschule den nächsten Lebensabschnitt beginnt, keinen Praxisschock in dem Sinne bekommt, dass ihr plötzlich selbstständig lernen und arbeiten müsst. Durch den zeitweise stattfindenden Distanzunterricht habt ihr sicher Nachteile gehabt. Bestimmte Themen konnte man nicht in der Tiefe mit den Lehrerinnen und Lehrern erarbeiten, wie es wünschenswert gewesen wäre. Der Grad der Selbstständigkeit, den ihr euch in Pandemiezeiten zwangsläufig habt erarbeiten müssen, wird euch in nächsten Jahren sicher helfen.

Bei allen Nachteilen, die ihr hattet, solltet ihr aber nicht vergessen, dass wir auch in den Jahren 2020 und 2021 in Frieden gelebt haben und nicht hungern mussten. Wir hatten seit 76 Jahren keinen Krieg und fast genauso lang keinen Hunger mehr im Land.

Ich habe einmal irgendwo gelesen, dass zwei oder drei Generationen nach einem großen Krieg, der Krieg an Schrecken verliert. Und dass die allgemeine Kriegsgefahr spätestens dann wieder steigt, wenn man keine Augenzeugen des letzten Krieges mehr kennt.

Es bleibt die Hoffnung, dass die Coronakrise zumindest ansatzweise die Menschheit zum Nachdenken gebracht hat. Weltweit haben sehr viele Menschen nahe oder entfernte Verwandte durch die Pandemie verloren. Glücklich schätzen können sich die, die nur ihren Sport nicht ausüben konnten oder vorübergehend kein Toilettenpapier, Mehl oder Hefe bekommen konnten.

Wir mussten aber nicht nur auf einige Annehmlichkeiten, sondern auch auf gewisse Grund- und Freiheitsrechte verzichten und haben dabei hoffentlich gelernt, dass es nicht selbstverständlich ist, in Frieden, Freiheit und Wohlstand zu leben.

Warum erzähle ich euch das? Ihr seid die Generation, die schon sehr weit weg ist vom letzten großen Krieg. Ihr werdet die Personen sein, die über die Zukunft des Landes und der Welt sehr bald mitbestimmen werden.

Krisen soll man nutzen. Nutzt diese Krise. Auch indem ihr euch klar macht, wie wichtig es ist, sich immer wieder um Frieden, Freiheit und Wohlstand für alle zu bemühen.

Ihr werdet zukünftig nach und nach mehr Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen. Geht verantwortungsvoll mit der Aufgabe um. Lernt täglich dazu, verengt nicht den Blick auf das Hier und Jetzt und auf eure eigene Umgebung und vergesst bitte nicht die Grundprinzipien der Aufklärung.

Denn die Aufklärung richtete sich gegen Vorurteile, Aberglaube und Willkürherrschaft. Ihr Ziel war die Selbstbestimmung des Individuums als mündiger Bürger. Die Vernunft war und ist das wichtigste Instrument, mit dem der Mensch sich aus seiner Unmündigkeit befreien kann und sollte.

Wir leben Dank der Aufklärung in einer Welt, in der man seine Meinung frei äußern kann. Um sich eine freie Meinung bilden zu können, muss man äußere Umstände reflektieren und Kraft der eigenen Vernunft zu rationalen Entscheidungen gelangen. Im Vertrauen auf die eigene Meinungsbildung richten wir dann unser Handeln aus.

Dies schließt aber auch die Möglichkeit ein, scheitern zu können und die Folgen des Scheiterns verantwortlich selbst zu tragen. Auch ihr, liebe Schülerinnen und Schüler, werdet in den vor euch liegenden Jahren vermutlich auch das ein oder andere Mal scheitern, sei es im persönlichen, sei es im beruflichen Bereich. Das ist normal und gehört zum Leben dazu. Vielleicht ist es für das eigene Glück sogar notwendig, auch hin und wieder zu scheitern. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Menschen, die privat oder beruflich erfolgreich sind, nicht diejenigen sind, die nie gescheitert sind, sondern es sind die, denen es immer wieder gelingt, Krisen dazu zu nutzen, um sich selbst, Sachverhalte und Situationen neu zu reflektieren und sich dadurch weiterzuentwickeln, d. h. also, Krisenerfahrungen sollten nicht ausschließlich als Bedrohung empfunden werden, sondern sie sollten produktiv verarbeitet werden. Die Angst vor dem Scheitern ist für die persönliche Entwicklung und das persönliche Glück eher hinderlich als hilfreich.

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, wir entlassen auch in diesem Jahr wieder viele Schülerinnen und Schüler mit guten oder sehr guten Zeugnissen in die Freiheit.

Freiheit ist ein Zustand, den ihr vermutlich im Moment eher weniger als politisches Konstrukt, sondern als intensives Gefühl erlebt. Ein wichtiger Abschnitt in eurem Leben endet mit dem heutigen Tag. Wir entlassen Euch heute aus der Schule. Von heute an seid ihr frei. Keine Schulklingel mehr, die zum Unterricht ruft. Keine Lehrer mehr, die euch zu Hausaufgaben oder sonstigen Gemeinheiten zwingen. Ihr fühlt euch frei und erleichtert. Genießt das Gefühl, ihr habt es euch redlich verdient.

Ihr habt in den kommenden Tagen und Wochen schwere Entscheidungen zu treffen. In erster Linie müsst ihr euch für eine Ausbildungs- oder Studienrichtung entscheiden. Lasst euch bei der Wahl eures Studiengangs vom Interesse leiten. Nur das, was man mag, macht man gut. Aber prüft euch, ob das Interesse nicht vor allem daraus erwachsen ist, dass es vermeintlich einfach oder bequem ist. Ihr habt eine gute Ausbildung und Erziehung in Schule und Elternhaus genießen können, ihr seid bestens vorbereitet. Wir trauen euch zu, auch einen Weg zu gehen, der für euch eine persönliche Herausforderung und auch intensive Anstrengung bedeutet. Gebt nicht aus Bequemlichkeit dem vermeintlich leichteren Studiengang den Vorzug. Das könnte dazu führen, dass ihr es nach dem Studium schwerer haben werdet oder unter euren Möglichkeiten bleibt.

Dass ihr bestens vorbereitet seid, liebe Schülerinnen und Schüler, habt ihr euren Eltern und euren Lehrerinnen und Lehrern zu verdanken. Insofern kann man auch Ihnen, liebe Eltern, und Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, heute gratulieren. Auch Sie haben einen Grund zum Feiern.

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, auch wenn es in den letzten Wochen nicht möglich war, wird der heutige Tag oder die nahe Zukunft unter dem Motto „es wird endlich gefeiert“ stehen.

Wenn ihr dann in den nächsten Tagen ausreichend gefeiert und euch erholt habt, denkt daran, dass wir euch nicht nur zum Feiern brauchen:
Wir brauchen junge Menschen, die sich aktiv politisch für den Erhalt der Freiheit engagieren. Wir brauchen junge Menschen, die sich nicht nur für den Frieden im großen Zusammenhang, sondern auch im Alltäglichen einsetzen, und nicht zuletzt brauchen wir zur Bewältigung der vor uns liegenden Herausforderungen junge Menschen, die leistungsbereit und gebildet sind.

Wenn ich mir aber euch, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, so anschaue, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir positiv in die Zukunft schauen können.

Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Eltern, wir danken Ihnen für die gemeinsame Zeit, die wir mit Ihnen erleben durften. Bitte bleiben Sie uns wohl gesonnen und verbunden. Ich hoffe, wir sehen uns spätestens zu unserem nächsten Herbstfest gesund und munter wieder, welches wir vor allem abends mit euch zusammen feiern möchten.

Wir wünschen euch für eure Zukunft alles Gute!

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Unsere Abiturientinnen und Abiturienten:

Leslie Ackermann, Candan Altintas, Anna Amblank, Chidi Awochie, Annika Baum, Moritz Beume, Allina Bhatti, Marie Bierganz, David Bürke, Christof Burlefinger, Maxima Carlitz, Martin Chmielewski, Jakob Cormann, Dominik Cornetz, Vedat Demir, Julian Dziwior, Sara Ege, Lukas Eichenauer, Johanna Fielen, Niklas Formanns, Laura Gepper, Pia Gessenich, Johanna Gillet, Fabio Guinard, Isabelle Haag, Arthur Hait, Mae Helfer, Julien Hörold-Händler, Clara Horres, Johanna Horres, Lukas Hülser, Sherife Ibisi, Evan Jekel, Yasin Karakoc, Rojda Kardissi, Maike Kassel, Jan Keune, Kerem Kir, Niklas Klöcker, Miriam Koch, Julius Kraushaar, Elena Lange, Jeremia Leineßer, Marcel Letellier, Damian Liepelt-Cosme, Oliver Linzenich, Edwin Mann, Simon Marx, Maik Melnicuk, Julia Mertens, Christian Meurer, Hannah Müller, Eren Ordu, Johannes Peters, Johanna Pfundt, Lilli Radermacher, Vicktoria Radwin, Nina Rossbruch, Annalena Salim Kagal, Dominik Schlottke, Tobias Schnürpel, Jannis Schroif, Luca Seifert, Kristina Sichwardt, Daniel Spix, Patrik Stärk, Lena Stammler, Finn Steiner, Anna Stier, Sam Strauch, Berkay Terziler, Valeria Thiermann, David Tran, Jan Trümpener, Max Umbach, Anastasija Vujicic, Julia Wilden, Noelia Willhardt, Henry Winter, Julia Woopen, Lydia Zillmann

Fotos: D. Fischer