Quelle belle après-midi a l´Abbaye du Val-Dieu!

Ein Lehrerausflug der besonderen Art – Histoires d’abbayes, Blondes et Brunes froides et des plats du terroir

250905 – … ein strahlender Tag, der sich schon beim Aufbruch ins belgische Val Dieu von seiner besten Seite zeigte: blauer Himmel, die Sonne strahlte mit einer sehr erfreulichen Intensität, die uns allen das klare Gefühl gab, dass der einzig wahre Ort für einen Lehrerauflug genau hier sein musste. Umgeben von grünen Hügeln und verträumten Dörfern versammelte sich das Kollegium am legendären Kloster von Val Dieu – ein Ort, an dem Geschichte, Bier und Sonne in perfektem Einklang miteinander verschmelzen sollten. Gegründet 1216 im Tal der Berwinne von herumstreunenden Zisterzienser-Mönchen, die sich als Streitschlichter zwischen rivilisierenden Herzögen betätigten, gingen die Mönche der Abtei im Laufe der Jahrhunderte aber auch keinem Konflikt aus dem Weg. Um die Jahrhundertwende verließen die letzten Mönche das Kloster und überließen infolge das Feld einer christlichen Laiengemeinschaft und zuweilen auch dem ZDF, das hier eine Außenstelle aufmachte, um „im Namen der Rosi“ dem Münsteraner Schnüffler Wilsberg ein Betätigungsfeld zu bieten – umfangreiche Bibliotheken bzw. Antiquariate waren ja schon vorhanden.

Kurzweilige und humorvolle Führung durch die Abtei

Unsere spirituelle Reise begann mit einer Führung durch die Abtei. Unser Guide, ein Jurist mit Leidenschaft für Mönchsgeschichten, entführte uns in die tiefen Geheimnisse dieses ehrwürdigen Ortes. Ein Stück weit fühlte man sich hier wie ein Zeitreisender – die alten Gemäuer flüsterten Geschichten von Mönchen, die in den dunklen Jahrhunderten des Mittelalters teils auf spitzfindige Weise den spirituellen und landwirtschaftlichen Wohlstand des gesamten Tals sicherten. Die Passagen durch den Kreuzgang gehörten zu den seltenen Momenten, in der angesichts der Hellhörigkeit selbst unser Kollegium mal keinen Mucks von sich gab…

Die Ahnengalerie im Speisesaal der Abtei ist beeindruckend – bis man genauer hinschaut und sich fragt: „Ey, warte mal, da stimmt doch was nicht!“ Die abgebildeten Äbte sehen aus wie ein regelrechter Familienstammbaum – einer sich selbst ähnlicher als der andere. Was da hängt, ist nicht etwa eine Reihe ehrwürdiger Mönche, sondern eine Reihe ein und derselben Person! Mal nach links, mal nach rechts, mitunter verträumt nach oben oder grübelnd nach unten schauend, mal mit Bart, mal ohne, jeck!

Der wahre Abgrund hinter diesem Mysterium ist allerdings nicht ganz so mystisch: Man wollte eine Ahnengalerie der Äbte anlegen, doch von vielen der verstorbenen Äbte existierten keine Bilder. Da kam man auf die brillante Idee, verfügbare Mönche, vielleicht sogar Novizen, immer wieder mit leichten Variationen „abzulichten“. Ob dies als erster Copy-Shop durchgeht, weiß ich nicht, ein Paradebeispiel für Corporate Design ist es allemal. Die Idee ließe sich für unser Jubbeläum auch auf Schulleiter übertragen – da könnte man mit ein bisschen Photoshop bestimmt eine ganze Ältestenriege basteln…

Interessant war auch die Tatsache, dass das Kloster während der Französischen Revolution geplündert und beinahe vollständig zerstört wurde. Doch wie durch ein Wunder – oder besser gesagt durch die Liebe zum Bier – überlebte Val Dieu. Denn im Jahr 1997, nach einer jahrhundertelangen Tradition der Bierbrauerei im Kloster, begann man hier wieder mit der Herstellung von Gebräu – ein Hoch auf den heiligen Bernhard!

Und so wanderte unsere Gruppe neugierig zum nächsten Highlight:

Bier, Bier und noch mehr Bier! – Die Brauereibesichtigung

Hier, in einem Seitenflügel, der Scheune eines ehemaligen Bauernhofes, der in die Klosteranlage integriert wurde, wird das Val-Dieu-Bier gebraut – ein wahres Meisterwerk aus der Kombination von traditionellem Handwerk und hochmodernen Techniken. Unser Guide, der uns wie ein wandelndes Lexikon der Bierkunde vorkam, erklärte uns mit leuchtenden Augen die verschiedenen Brauvorgänge. Jeder einzelne Schritt wurde mit Hingabe und Präzision erläutert – sehr beeindruckend, das Ganze!

Besonders interessant war die Geschichte der Brautradition des Klosters, die auf eine uralte Rezeptur mit Flaschengärung zurückgeht. Und als krönenden Abschluss der Brauereibesichtigung durften wir natürlich das Ergebnis dieser ganzen Arbeit auch verkosten.

Blonde, Brune, Triple, Grand-Cru – die Prozente stiegen schneller als der DAX!

Was soll man sagen? Ein Hoch auf das Bier! Es war ein wahres Fest für die Sinne! Das helle Val Dieu-Bier (Blonde) bestach durch seine erfrischende Leichtigkeit und den subtilen, hopfigen Geschmack. Nach einem Käsehäppchen als Grundlage für weitere Prozente erwies sich das dunkle Bier (Brune) als tiefbraune Offenbarung – vollmundig und reich an Aromen, die an Karamell und gerösteten Malz erinnerten. Und das Kirschbier – ein recht süßer Genuss, der fast wie ein flüssiger Frühling im Glas schmeckte und einige Damen für einen Moment in den Himmel hob – jedermann´s Sache war es allerdings nicht. Außerdem entsprach es nicht dem 11. Gebot – dem Reinheitsgebot!

A. Hurtado wurde für seine Leistung als „Schlusslicht“ bei der Führung mit einem besonders großen Bierglas belohnt und mit Applaus überschüttet – Orgien wie bei einem gewonnenen Champions-League-Finale blieben angesichts der Qualität des handwerklich hervorragenden flüssigen Goldes jedoch aus.

Auf den Spuren der Mönche ins Nirwana

Nach der Bierverkostung machten sich die meisten von uns auf den Weg durch die parkähnliche Anlage des Klosters, während andere eine Abkürzung zum Restaurant entdeckten. Der Garten von Val Dieu ist ein wahres Juwel: gepflegte Rasenflächen, Obstbäume und üppige Blumenbeete, die den Weg in die Stille der Abtei einrahmten. Der idyllische Blick auf das Tal, das der Abtei ihren Namen gab, und die sanften Erhebungen des belgischen Hügellandes mit Hecken und Wäldern, die im Frühjahr und Sommer eine herrliche Kulisse bieten, belohnte die umherstreunenden Kolleginnen und Kollegen, auch wenn man sich in einer Art heiligem Nirwana wähnte.

Den krönenden Abschluss des Ausflugs bildeten schließlich die kulinarischen Genüsse und das gemütliche Beisammensein im Restaurant „Le Casse-Croûte de l´Abbaye“. Sofern man des Französischen mächtig war, versprach die Menükarte die Erfüllung fast aller irdischen Wünsche – die wärmenden Sonnenstrahlen steuerten den himmlischen Teil bei. Natürlich durfte auch hier das Bier nicht fehlen – außer bei den conducteurs.

Was will man mehr – unser Ausflug nach Val Dieu bot eine Mischung aus Geschichte, Kultur, kulinarischem Genuss und einer Prise Humor.

Wir hatten alles: Spannende Geschichten über das Kloster, hervorragendes Bier, gutes Essen und eine Gemeinschaft, die durch den Tag und das Bier zusammenrückte. Es ist nicht nur das Bier, das einen guten Ausflug ausmacht, sondern auch die Menschen, mit denen man unterwegs ist.  Wer kann schon der Versuchung eines solch himmlischen Ausflugs widerstehen…?

Vielen Dank an unsere Fachgruppen Katholische und Evangelische Religion, die unserer „Religionsgemeinschaft“ einen entspannten und vergnüglichen Nachmittag boten – eine echt schöne Bescherung!

P.S: Was mit der größten Flasche unter uns passierte, entzieht sich meiner Kenntnis…

Fotos: S. Grümmer